Stimme:
Ach, ja. Die gute alte Zeit mit Valentin.
Peter:
Ja und was geschah dann? Erzähl weiter! Was wurde aus Valentin?
Und wie kamst du zu Tante Claudia?
Stimme:
Tja, Valentin war ein talentierter Junge. Fast so,
ja, fast so wie du!
Er wurde älter, spielte bei Vortragsabenden.
Fachleute lobten sein großes Talent und prophezeiten ihm eine große Zukunft als Pianist.
Ich fühlte mich dabei sehr wohl, denn schließlich war ich’s ja, auf dem er die ersten Noten gespielt hatte.
Später waren es dann kleinere Stücke, Etüden; ganze Klavierkonzerte holte er aus mir heraus.
Ich gab mir natürlich auch große Mühe, schön zu klingen, sein Fingerspiel durch schöne Klänge zu unterstützen.
Peter:
Und was geschah dann, wie geht die Geschichte weiter? Komm erzähl.
Stimme:
Ja, ja, ja. Es geht ja schon weiter.
Du kannst dir vorstellen, dass Valentins Eltern ganz schön stolz auf ihn waren.
Und - unter uns - ich war’s freilich auch. Und dann kam der Tag, ach,
es war ein so schrecklicher Tag, an dem sich für mich alles ändern sollte.
Peter:
Was kann denn so schrecklich sein? Du und Valentin, ihr wart doch wie zwei Helden.
Stimme:
Hahaha! Es war ein Mittwoch, ich weiß es so genau, weil Valentin an diesem Tag Klavierunterricht hatte
und immer alle Noten von mir herunter nahm.
Aber an diesem Mittwoch, da war plötzlich ein großer Lärm im Treppenhaus.
Männer stöhnten und jammerten im Vorhaus, und irgendwie ahnte ich schon, dass das nichts Gutes bedeuten würde.
Arbeiter:
Hauruck, hauruck. Vorsicht! Achtung!Lass kommen! Arrgh!
1. Arbeiter:
Kommt, lasst uns das schwere Stück kurz abstellen, mir fallen gleich die Arme ab.
2. Arbeiter:
Gute Idee, ich kann auch nicht mehr.
3. Arbeiter:
Oh, Mann, diese kleine Verschnaufpause tut gut.
4. Arbeiter.:
Kommt schon Männer, lasst uns die Schlepperei hinter uns bringen!
Alle:
OK! Und eins und zwei.
1. Arbeiter:
Hier hinein.
2. Arbeiter:
Achtung, jetzt geht’s erst richtig los.
3. Arbeiter:
Alles richtig zusammenbauen, so heißt die Devise.
Stimme:
Und da sah ich ihn zum ersten Mal. In voller Pracht, in vollem Glanz stand er vor mir.
Im Erdboden wollte ich versinken, so schäbig kam ich mir neben ihm vor.
Peter:
Wer stand da? Wieso kamst du dir plötzlich so schäbig vor?
Stimme:
Begreifst du denn noch immer nicht, Peter? Ein Flügel, ein prachtvoller schwarzer Flügel stand da.
Riesengroß, im Vergleich zu mir, und damit war es klar. Für mich war kein Platz mehr.
Peter:
Ist ja gemein! So viele Jahre warst du doch gut genug gewesen.
Stimme:
Ja, ja. Aber es kam aber noch schlimmer. Am meisten schmerzte mich Valentins Reaktion.
Dass er mich so sehr enttäuschen würde.
Valentin:
Yeah! Ist denn das die Möglichkeit? Ein Flügel! Für mich. Danke Mutti, danke Vati.
Jetzt werd’ ich noch mehr spielen, wird das ein Spaß!
Ach, das alte Klavier klang ohnehin schon schrecklich. Furchtbares Ding, verstimmt, knorrig, alt.
Keinen Ton werd’ ich mehr darauf spielen.
Stimme:
Ja, mein Schicksal war besiegelt. Wenig später wurde ich weggeschafft.