Ältere Dame:
Natürlich könnt ihr hierbleiben! Ich habe ja wirklich genug Platz,
und außerdem freue ich mich, wenn ich nicht schon wieder so allein sein muss.
Hah, ach, ihr seid wie ein Geschenk des Himmels.
Maral:
Echt jetzt? Einfach so? Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass uns
irgend jemand aufnimmt heute Nacht.
Levon:
Dabei dachten wir, es sei kein Problem, gerade heute beim „Fest des Kindes“
einen Platz für uns zu finden. Eigentlich verstehe ich das nicht.
Warum wollte uns niemand reinlassen?
Ältere Dame:
Hmm, wisst ihr was? Ihr seid da in guter Gesellschaft mit eurer Quartiersuche.
Denkt doch mal an die Weihnachtsgeschichte.
Levon:
Stimmt. Ich erinnere mich.
Maral:
Können Sie uns die Geschichte bitte erzählen? Ich hör die doch so gern.
Ältere Dame:
Mit Vergnügen! Aber macht es euch erstmal auf dem Sofa gemütlich
und deckt euch zu.
Ältere Dame:
Ja, wie ging das nochmal? Also, es war die Zeit, in der das römische Reich von Kaiser Augustus regiert wurde.
Und der wollte wissen, wie viele Untertanen habe ich eigentlich.
Deswegen ließ er eine Volkszählung durchführen.
Alle Erwachsenen sollten ihren ursprünglichen Heimatort aufsuchen und sich registrieren lassen.
Da gab es nun einen Josef aus Nazareth, dessen Vorfahren aus dem kleinen Örtchen Bethlehem stammten
und der musste nun von Nazareth nach Bethlehem reisen. Das ist eine ganz schöne Strecke, vor allem,
wenn man zu Fuß oder mit einem Esel unterwegs war. Seine Frau, die hieß Maria - die musste natürlich mit.
Das Problem war nur, dass Maria schwanger war.
Levon:
Ich weiß, sie war schwanger mit dem Jesuskind.
Maral:
Psst. Sei doch mal leise!
Ältere Dame:
Genau und der Geburtstermin stand kurz bevor.
Als die beiden in Bethlehem ankamen, waren natürlich alle Betten belegt. Denn alle, deren Vorfahren aus
Bethlehem kamen, waren ja AUCH dorthin gereist. Man kann sich gut vorstellen, wie die beiden von
Haus zu Haus gezogen sind, aber überall wurden sie abgewiesen.
Levon:
Jetzt bekomm ich aber richtig Gänsehaut. Das war ja wirklich wie bei uns.
Maral:
Nur dass ich nicht schwanger bin! Und der einzige Esel, den wir dabeihaben,
der bist du.
Ältere Dame:
Hah, ist die Kleine immer so frech?
Levon:
Nee, nur zu mir.
Ältere Dame:
Mach dir nichts draus. Was sich liebt, das neckt sich.
Maral:
Hallo!
Ältere Dame:
Ich erzähl‘ jetzt mal lieber weiter.
Also, die Übernachtungsmöglichkeiten müssen so ausgebucht gewesen sein,
dass sie schließlich mit einem Stall vorlieb nehmen mussten.
Moment, ich guck mal was da in der Bibel steht.
Da ist nämlich. – Ich hab’s gleich.
Ah ja, hier:
Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe,
denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge!
Levon:
Na, da haben wir es aber richtig gut erwischt heute Abend!
Wir müssen nicht in einem Stall übernachten!
Maral:
Im Gegenteil, richtig nett und gemütlich ist es hier bei Ihnen.
Fehlt nur noch der Kakao!
Ältere Dame:
Den gibt’s nachher auch noch. Aber vielen Dank, ich freu mich auch sehr,
dass ihr mich gefunden habt. Fast könnte man meinen, ihr wärt zwei Engel!
Levon:
Ich habe das Gefühl, wir sind endlich angekommen.
Und Jesus auch!