Es reckt sich und es streckt sich,
schaut munter hin und her.
Und jetzt versucht es aufzustehn,
doch das ist ganz schön schwer.
Geboren, um aufzustehn
und auf den andern zuzugehn,
geboren, um aufzustehn
und vorwärts zu sehn.
Die Knie sind noch wackelig,
und so knickt es wieder ein;
zugleich auf so viel Beinen stehn,
das kann nicht einfach sein.
Geboren, um aufzustehn
und auf den andern zuzugehn,
geboren, um aufzustehn
und vorwärts zu sehn.
Geboren, um aufzustehn
und auf den andern zuzugehn,
geboren, um aufzustehn
und vorwärts zu sehn.
Und wenn ich selbst mal falle,
und die Knie bluten dann,
versuch ich wieder aufzustehn,
ich weiß, dass ich es kann.
Geboren, um aufzustehn
und auf den andern zuzugehn,
geboren, um aufzustehn
und vorwärts zu sehn.
Und wenn ich wieder stehe,
ja dann bleib ich nicht allein.
Ich helfe andern, aufzustehn
und wieder froh zu sein.
Geboren, um aufzustehn
und auf den andern zuzugehn,
geboren, um aufzustehn
und vorwärts zu sehn.
Geboren, um aufzustehn
und auf den andern zuzugehn,
geboren, um aufzustehn
und vorwärts zu sehn.
Bea:
Es hat’s geschafft! Das Fohlen steht!
Vater:
Ein Pferd kann schon nach wenigen Augenblicken stehen!
Bea:
Konnte ich das nicht?
Vater:
Ha-ha! Nein, wirklich nicht!
Bea:
Ab wann konnte ich denn stehen?
Vater:
Hmmm – ja also – da muss ich – ach nein, da fragst du am besten deine Mutter.
Aber erst Morgen früh! Jetzt geht’s ab ins Bett!
(Kirchenglocken)
Erzähler:
Es ist Sonntag. Bea muss nicht zur Schule. So kann sie schon am frühen Morgen wieder mit dem Vater zum Stall gehen.
Bea:
Schau nur, es schläft!
Vater:
Ja, und die Mutter auch.
Bea:
Wir wollen leise sein.
Vater:
Am besten schleichen wir uns wieder raus.
Bea:
Na ja – es gibt ja jetzt im Augenblick sowieso nichts zu sehen.
Vater:
Ne! Aber drüben gibt’s jetzt gleich Frühstück. Oder hast du keinen Hunger?
Bea:
Und wie! Das merk ich jetzt erst!
Erzähler:
Tatsächlich hat Eva, Beas Mutter, schon ein gutes Frühstück hergerichtet.
Es gibt Sonnenblumenbrot und Himbeermarmelade und dazu eine große Tasse mit dampfendem Kakao.
Aber noch bevor Bea etwas isst, überfällt sie ihre Mutter mit einer wichtigen Frage.
Bea:
Mami, wann konnte ich eigentlich stehen?
Mutter:
Was?
Bea:
Das Fohlen, das heute Nacht geboren wurde, kann schon stehen.
Mutter:
Ah, ach so! Also, wenn ich mich recht erinnere, konntest du schon mit 10 ½ Monaten stehen.
Bea:
„Schon“? Das ist ja schrecklich spät.
Mutter:
Vielleicht für Pferde, aber nicht für ein kleines Menschenmädchen.
Bea:
Papi?
Vater:
Ja?
Bea:
Ist das Fohlen eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?
Vater:
Mmm, es ist ein Junge.
Bea:
Und woran erkennt man das?
Vater:
Ja, das zeig ich dir am besten, wenn wir wieder drüben im Stall sind, ja?
Bea:
In Ordnung.
Eigentlich schade.
Vater:
Was?
Bea:
Dass es ein Junge ist!
Vater:
Warum?
Bea:
Weil ich mir schon einen Namen ausgedacht habe für ein Mädchen!
Mutter:
Und welchen?
Bea:
Sara!
Mutter:
Ja, wie kommst du gerade auf Sara?
Bea:
Wir haben in der Klasse ein Mädchen, das so heißt.
Mutter:
Und was ist an ihr so Besonderes?
Bea:
Weiß nicht. Aber ich glaube, ich möchte ihre Freundin sein.
Vater:
Na, dann ist es ja doch gut, dass das Fohlen ein Junge ist.
Bea:
Wieso?
Vater:
Bestimmt wird ja das Fohlen auch dein Freund. Da wäre es doch schwierig, wenn du zwei Freunde hättest mit demselben Namen.
Bea:
Versteh ich nicht.
Vater:
Na, stell dir doch mal vor, du rufst „Sara“ – und beide kommen angelaufen.
Das kleine Mädchen und das kleine Pferd.
Bea:
Das würde mich nicht stören.
Mutter:
Haha! Ich wäre froh, wenn überhaupt jemand angelaufen käme, wenn ich rufe!
Vater:
Äh, trotzdem, auch wenn es manche Namen öfter gibt – mit dem Namen ist immer ein ganz bestimmter Mensch gemeint. Ein einziger.
Mutter:
Und wenn man ihn ruft, muss er wissen: Jetzt bin ich gemeint, ich ganz allein und niemand anders.
(Kirchenglocken)
Bea:
Jetzt haben wir aber noch immer keinen Namen für unser Fohlen.
Vater:
Hörst du die Glocken? Heute ist Sonntag. Unser Fohlen ist an einem Sonntag geboren.
Bea:
Es ist doch heute Nacht geboren!
Vater:
Ja, der Tag beginnt aber um Mitternacht. Weißt du wie spät es war, Eva?
Mutter:
Also nicht genau. Ungefähr Mitternacht. Eher etwas später.
Vater:
Das ist doch interessant. Im alten Israel nämlich begann der Tag schon, wenn es am Abend vorher dunkel wurde.
Bea:
Im alten Israel?
Vater:
Ja. Der Feiertag dort, der Sabbat, begann schon am Freitag bei Einbruch der Dunkelheit.
Mutter:
Und der Sabbat war ein Ruhetag, so wie bei uns der Sonntag.
Bea:
Hmm. Und unser Fohlen ist an einem Sonntag geboren.
Es ist ein Sonntagskind!
(Glockenläuten)
Mutter:
Denn Sonntag hat Gott ganz besonders gesegnet.
Vater:
Weißt du was? Wir nennen das Fohlen „Baruch“!
Bea:
„Baruch“? Nie gehört.
Mutter:
Das ist ein Name aus der Bibel. Es ist hebräisch.
Vater:
Und es heißt „der Gesegnete“.
Bea:
Baruch, der Gesegnete.